
By Claudia Jost
Der Parasit ist ein Mitessender, der vom Gast zum Gehassten herabsinken, der, eben noch Freund, unversehends zum Feind werden kann. was once hat dieser Umschlag mit der Logik des Parasitären selbst zu tun? Im Anschluß an Jacques Derrida, der seine eigene Arbeit als »Parasitologie« bezeichnet und eine Theorie des Parasiten entworfen hat, stellt sich die Frage nach jener parasitären Beutungssabotage, die das Sprachgeschehen als solches dirigiert. Inwiefern kann die Sprache zugleich »der Güter Gefährlichstes« sein? Mit dem Parasitären wird nicht nur jede Logik untergraben, die davon ausgeht, dass das Böse schlicht das Gegenteil des Guten sei. Vielmehr offenbart sich hier auch ein unerhörtes challenge: Der Gipfel des Bösen kann gerade ein Verbrechen sein, das vor aller Augen zum ethischen Prinzip avanciert. Jene Möglichkeit, die im Gesetz selbst haust, ist Thema dieser Arbeit. Das Textcorpus umfasst literarische Texte von Schiller, Hölderlin, Jarry, Schreber, Kafka, Bruno Schulz und Artaud; schrifttheoretische, psychoanalytische und philosophisch-ethische Ansätze nach Derrida, Saussure, Austin, Freud, Lacan, Zizek, Arendt, Lévinas und Balibar; antisemitische Schriften, die den Topos des »jüdischen Parasiten« verhandeln; informationstheoretische Konzepte zu Viren und Parasiten; sowie juristische und medizinsemiotische Argumente zur Rechtsfähigkeit der Leiche, zur Lebensgrenze und zur Nichtigkeit des Körpers im Gesetz.
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Das Naturgesetz des Menschen 1. Die Toten: Das obszöne Geschlecht Im folgenden geht es am Ort der Gesetze um einen expliziten Widersinn im Inne- ren der Logik. Ich werde in diesem Kapitel zunächst medizinische Texte im Umfeld der Todesdefinition heranziehen und weiter Schriften der Rechtswissenschaft und Transkripte zur Ethikdebatte, die den Status der Leiche bzw. des Sterbenden und bald Sterbenden im Register des bürgerlichen Gesetzes ausloten. Es wird sich zeigen, wie der Körper eine Verstörung des Menschseins ist, aber sein rätselhaftes Übergehen und Überleben wird im Gesetzesdiskurs als bloßer Überrest marginalisiert; der Körper wird zur leeren Ausdrucksform abgewertet: zum toten "Schriftkörper".
Diese Wiederholung hat das Theater in der Aufführungspraxis (performance) formalisiert. Wie der Signifikant ist der Schauspieler einer, der sagt, was er selbst nicht denkt, "Fürsprecher" einer Sprache, die nur geborgt, nicht die eigene ist: ein Medium, das sich selbst auszehrt, denn mit dem Helden erlischt auch der Schauspieler. "2 Insofern ist seine Funktion aber noch eine andere: ein Vergessen-Machen des Menschen im Schauspieler. Paradoxerweise ist das Theater, ist die Literatur ein Ort, wo genau dieses Vergessen-Machen sich prinziI John L.
Damit möchte ich die Frage der "Geschlechtsuntreue" noch einmal aufgreifen, die nicht nur für die Humanwissenschaften, sondern auch für Kreon und Sehreber eine ungeheure Provokation darstellt. Sehreber erfährt den "Seelenmord" als höchst ambivalente Gewalt am eigenen Leib und Geschlecht und sich selbst als Lustobjekt der Wissenschaft und als Hure Gottes. Der Stimmenverkehr, den Sehreber wider Willen ununterbrochen empfängt, korrespondiert mit der Vorstellung ununterbrochenen Geschlechtsverkehrs mit Gott: Der Übertritt zum weiblichen Geschlecht soll als Mittel für den göttlichen Geschlechtsverkehr zwecks Erzeugung von Nachkommen "Schreber'schen Geschlechtes" dienen.